Weltrettung by horse

Was alles passiert, wenn man unverhofft zu einem Pferd kommt...

11 Juli 2005

Fortschritte

Am 06.Juli war nochmals Tierklinik angesagt, zur Kontrolle. Vortraben sollte sie, welche Zumutung, man ist schließlich Isländer, da TÖLTET man vor! Was den Arzt zu der Bemerkung hinriß, viel Tölt habe sie ja, aber beim Trab könne er einfach mehr sehen. Und es folgte die Erlösung: am Wochenende kann der Verband runter, und ab Montag kann ich mit spazieren gehen beginnen, aber einen Spezialbeschlag solle sie bekommen, Eisen mit verlängerten Schenkeln. Leider war an eben jenem Wochenende ein Besuch in der alten Heimat angesagt, so daß ich ein paar Tage nicht zu meinem Pferd konnte und die große Stunde nicht miterleben konnte, als der Verband abgenommen wurde.

Der Verband war also ab, die Schwellung ist immer noch da, aber ich bilde mir ein, nicht mehr so stark. Dafür erscheint mir das ganze Bein (bzw der Fuß, bis zum Sprunggelenk) dünn wie ein Streichhölzlein. Ob sie mich vermißt hat, hat sie mir nicht verraten, aber als ich ihr die Füße abspritzte (man muß diesen Luxus ja ausnutzen), hielt sie still wie noch nie zuvor, sonst findet sie es hinten immer ganz entsetzlich, am Sonntag stand sie wie eine Statue. Wie darf ich das interpretieren?

Und dann war endlich der große Tag, an dem ich sie erstmals etwas spazieren führen durfte. Ach, war das aufregend! Erst ganz in die Nähe der Wallache, die alle äußerst interessiert herüberschauten, an einem großen, langen Holzstoß vorbei, dann kam eine Reihe Obstbäume und dahinter tauchte, oh Schrecken, eine Scheune auf, mit Heuballen davor, die auch noch mit einer Plane abgedeckt waren - man sah msP die Überlegung an, was Vorrang hatte: scheuen - oder lieber eine Maulvoll Gras? Ratet mal...

Dann also den Weg noch etwas weiter, bis zur ersten Abzweigung, dort nach rechts (jetzt also parallel zum Hof, der aber durch besagte Obstbäume verdeckt war) und msP wurde immer nervöser von wegen "wo führst Du mich denn hin? Ich will nicht schon wieder auswandern!" und dann nochmal nach rechts und auf die Stutenweide zu, jetzt glotzten auf einmal lauter Mädels, auch aufregend, Grund genug zu drängeln wie es sich einem wohlerzogenen Pferd
überhaupt nicht geziemt - ich glaube, wir müssen noch viel lernen! Und dann waren wir endlich wieder vor dem Reitplatz und durften dort grasen und die Welt war wieder in Ordnung.

Aber statt daß dann der gewohnte Futtereimer kam, ging es einfach so wieder in die Box - der Zweibeiner ging aber nicht, sondern lungerte dauernd herum, man wußte wirklich nicht, was man davon halten sollte (sagt einem ja auch keiner, daß man auf den Schmied wartet). Dann wieder raus aus der Box, wieder Füße abspritzen (mit dem üblichen Gehampel, heute war es hinten wieder entsetzlich), dann zum Glück wieder ins Gras zum Fressen. Irgendwann wurde der Zweibeiner unruhig und begann, auf dieses komische kleine schwarze Ding einzureden - sprich, ich rief den Schmied an, wo er denn bliebe und erfuhr, es steckte im Stau und es dauert noch etwas. Das bewog mich zu einem weiteren Spaziergang, diesmal in Gegenrichtung. Ob es eine gute Idee war? An den Stuten vorbei und den ersten Weg links ging ja noch, aber beim zweiten Linksabbiegen passierte es dann - plötzlich sprang mein Pferd mit allen Anzeichen des Entsetzens zur Seite, stieg, versuchte abzuhauen. Der Versuch, es zu beruhigen, führte eigentlich nur dazu, daß sie wie bekloppt um mich herumraste, sozusagen mit dem Führstrick als Longe - pädagogisch äußerst fragwürdig habe ich den Versuch, den Weg Richtung Wallache weiterzugehen, abgebrochen und kehrtgemacht, das ging dann mehr schlecht als recht. Und ich
bin mir bis jetzt nicht sicher, was eigentlich los war. War es nur die Befürchtung, zu weit vom neuen Zuhause weggeführt zu werden, war es der Traktor auf dem Nachbarfeld (glaube ich eigentlich nicht, Traktoren haben sie noch nie gestört, und wir haben uns im Moment des Vorfalls von dem abgewandt)? Ich vermute, es war besagte Scheune, die - noch in einiger
Entfernung - bedrohlich herüberstarrte. Wie oder was auch immer, ich werde ein Gefühl des Versagens nicht los.

Ja, und dann kam also endlich auch noch der Schmied - ein aufregender Tag! Zu allem Übel war sie auch noch angebunden - sonst konnte sie sich ja immer auf mich lehnen und mich zum Nachgeben zwingen, wenn es ganz unerträglich wurde. Das klappte nun nicht mehr, wie sie auch dreibeinig rumhopste, die Stange gab einfach nicht nach. Gemeinheit! Aber auch msP kann auf zwei Beinen stehen! Hinten beschlagen werden und vorne scharren: gar kein Problem!

Ja, und dann war auch das endlich überstanden und dann gab es auch endlich den ersehnten Futtereimer und die Welt war soweit wieder in Ordnung .