Weltrettung by horse

Was alles passiert, wenn man unverhofft zu einem Pferd kommt...

22 Juli 2004

Von einer, die auszog, die Welt zu retten


Wie kam es denn nun aber zu dem etwas be- fremdlichen Namen meines Blogs? Ganz einfach. Ich war eines Tages dabei, mein Pferd zu putzen, als ein Radfahrer außen vorbei fuhr. Nichts Besonderes, eigentlich, das kam am Tag mehrfach vor. Doch dieser Radfahrer - eine Radfahrerin, wie sich dann herausstellte - bremste plötzlich, schob ihr Rad wieder ein paar Meter den Berg hoch, bis sie auf gleicher Höhe mit uns war, und meinte, sie müsse mich jetzt doch einmal ansprechen. Sie wohne drüben in der Siedlung, und da kämen wir ja fast täglich vorbei. Und sie würde sich immer so freuen, wenn wir kämen, denn mein Pferd habe so einen fröhlichen Schritt und ging so munter voran. "Ich denke dann immer", sagte sie, "jetzt zieht das Pferdchen wieder aus, die Welt zu retten".

21 Juli 2004

Schmied

Wer ein Pferd hat, ein eigenes, braucht auch einen Hufschmied. Doch der ist gar nicht so einfach zu finden. Im Sattelhäuschen hing ja eine Liste aus, mit Telefonnummern der Einsteller, diverser Tierärzte und auch Hufschmiede. Doch die meisten davon waren gar nicht erst zu erreichen, und der, den ich erreichte, nahm keine neuen Kunden mehr an. Zum Glück gab er mir aber die Nummer eines Kollegen, der zwar auch nicht gerade begeistert war, sich dann aber doch dazu bereit erklärte, uns zu versorgen. Und dann kam der große Tag, an dem ich erstmals mein eigenes Pferd einem Schmied vorführte. So wirklich richtig brav war sie eigentlich nicht, vor allem, als
es um die Vorderfüße ging, da hat sie sich fast umfallen lassen und ist immer zur Seite weggesprungen. Aber der Schmied, Dirk Palaver, zeigte sich sehr geduldig und dann war sie doch frisch beschuht und es konnte weitergehen.

15 Juli 2004

alles Neue...

Und weitere mails fand ich, aus Juli 2004:

"Ich lese gerade ein Buch, wie man mit Pferden spielt - um ihre Intelligenz zu fördern und ihren Horizont zu erweitern. Dummerweise sagen die mir nur, daß ich meiner Fantasie freien Lauf lassen soll - und wenn man über sowas nicht verfügt??? Dafür habe ich deren Aussagen aber entnommen, daß mein (unser) Pferd eine geborene Führernatur sein muß, die nämlich sind von Grund auf wenig schreckhaft und geneigt, sich alles Neue erst mal genauer anzuschauen (und ich dachte immer, sie betrachte sich eher als rangniedrig, weil sie sich so gut unterordnet, auch in der Herde).
Apropos alles Neue: Barbara, Du kennst ja den Platz, wo gesattelt und geputzt und so wird - da hab ich sie gestern einfach mal frei rumspazieren lassen (war grad kein anderes Pferd zugange). Ihr hättet sie sehen sollen! Erst mal wurde mein (unser?) Sattelschrank abgeräumt, Fliegenspray, Helm, Nylonbeutel, alles runter, dann, welche Wonne, entdeckte sie das Futter, das schon für Ben und Sabu bereitgestellt war - gemeinerweise hab ich ihr das dann unter der Nase weggezogen und versteckt, hat mir einen sehr bösen Blick eingebracht. Und dann gab es da auch noch eine Bank, einen Stuhl, einen Wasserkanister, lauter interessante Dinge, die beknabbert werden mußten."

"Meine letzte Lektüre und Eure weisen Ratschläge hatten jedenfalls in mir den Wunsch geweckt, irgendwie tätig zu werden, und ich bin dann am Freitag erst mal zum Knauber gezogen, um alles mögliche Zubehör zur Fertigung eines Flatterbandes zu erstehen. Im Prinzip hab ich das gar nicht mal schlecht gemacht, bis auf die Kleinigkeit, daß ich mich bei der Länge der Latte für die Stelle, wo ich sie anbringen wollte, ganz leicht (!) verschätzt habe und sie mit 1,40m gekauft habe, 2,60m hätte ich gebraucht, habe ich dann festgestellt. Das war ein Tiefschlag, den ich erst mal verdauen mußte, und mein ganzer Tatendrang wurde im Keim erstickt.
Erschwerend kam hinzu, daß niemand da war, der mit mir ins Gelände hätte gehen können, also war halt Platz angesagt. Dort war dann schon Kim mit Waran, die im Begriff waren, sich einen kleinen Parcours aufzubauen, mit Stangen und Hütchen und so. Logisch, daß ich davon auch Gebrauch machte, und speziell beim Slalom um die Hütchen hat mich die Kleine wieder mal begeistert. Tja, und dann brachten die doch tatsächlich auch noch ein Flatterband (!), das sie auf zwei Hindernisstangen befestigten und erschwerend auch noch Luftballons an die Bänder hingen - und Wind ging auch genug, daß der Name Flatterband zu Recht bestand. Auch da konnte ich natürlich nicht widerstehen und ritt mit der Kleinen hin - wohlgemerkt, noch VOR Waran, also nix von wegen schon mal schauen, was der da macht! Sie ging ganz brav hin, blieb dann unmittelbar davor stehen, und als ich nochmal antrieb, konnte ich förmlich ihre Gedankengänge spüren - "ich weiß zwar nicht, wofür das gut sein soll, aber wenn Du meinst, daß ich da jetzt durch soll, dann mach ich das halt - Menschen sind doof".
Ich fuhr dann erst Mal zum Knauber, um die Latte umzutauschen. Und dann zu den Pferden, wo ich mich froh ans Werk machte. Gut eineinhalb Stunden hab ich genagelt und gehämmert und geschraubt, dann war das Werk fertig und flatterte froh im Wind. Und dann hab ich die Kleine vom Paddock geholt und war auf ihre großen Augen gespannt. Ich hätte es besser wissen müssen, nach dem Erlebnis vom Vortag. Ignoriert hat sie mein knatterndes Meisterwerk! Auch, als ich sie aufforderte, drunter durch zu gehen. Bitte - wenn Du meinst, Du hattest ja gestern schon solche Anwandlungen....Na gut, vielleicht freuen sich ja die anderen Weideeinsteller darüber und können mit ihren Pferden üben....
Die Aktion "Fliegenschutz" war eine ähnliche wie die mit den Flatterbändern. Ich wollte sie an meinen Regenmantel gewöhnen, damit sie sich nicht erschreckt, wenn ich ihn mal anhabe und er vielleicht etwas flattert. Also hab ich ihn ihr erstmal über die Kruppe gehängt und dann langsam nach vorne gezogen - und sie, die Coole, hat mit keinem Ohrwaschel gewackelt und stand mucksmäuschenstill, als wollte sie sagen "na und, jetzt isses halt dunkel, und weiter?"
Dann kam noch ein schöner Ausritt mit Marie und Manana, ebenso wie gestern. Der gestern fing bei ziemlichem Regen an, aber der hörte nach etwa einem Drittel der Strecke auf, und es war einfach nur schön! Einmal konnte ich mich nicht beherrschen und bin vom Reitweg abgewichen, über ein Gräbelchen in den Wald, dort über ein paar Baumstämme und zurück auf den Reitweg. Und die Kleine? Ha, das hat Spaß gemacht, das machen wir gleich nochmal! Es war etwas mühsam, sie zu überzeugen daß wir jetzt brav auf dem Reitweg bleiben."

Nachbar's Hänger

An einem Wochenende waren wir wieder allein draußen, Samstag die "kleine Runde" und Sonntag dann Jägerhäuschen. Am Samstag hatten wir das, worauf ich eigentlich schon gewartet hatte - "Allein? Das ist doch langweilig, laß uns umkehren" - aber mit ein wenig Überzeugungsarbeit ging es dann doch weiter. Am Sonntag kam dann eher die Frage "bist Du sicher, daß wir hierhin wollen? Sonst gehen wir doch immer anders!" Der Schrecken erwartete uns dann, als wir zurückkamen. Der Hänger vom Nachbarn, der öfter da steht, war OFFEN!!!!! "Neee, also, da geh ich jetzt nicht hin, der frißt mich!" Und dieser Ausruf brachte mich gemeines Wesen auf eine Idee - nach dem Absatteln (und VOR dem Fressen, wie gemein) haben wir dann Verladen geübt. Erschreckend war das dann eigentlich nicht mehr so sehr, eher lästig (Ich will jetzt mein Futter!!! Was soll das? Das ist doch eine Sackgasse, siehst Du das nicht???) Sie stand also davor, beschnuffelte die Rampe und war zu keinem Schritt zu bewegen. Aber Menschen können so fies sein. Hab ich doch ihr Futter geholt und in den Hänger gestellt! Wie gemein! Jetzt wurde der Hals immer länger, und dann trapp trapp stieg sie halt doch hinein. Ich war so stolz - auf mich und auf die Kleine. Ich hab noch nie ein Pferd verladen und habe es ganz alleine geschafft! Lobt mich mal.
Sie hat dann in aller Ruhe drin gefressen, rückwärts raus wollte sie dann aber auch nicht, zum Glück war Platz genug, daß sie sich drehen konnte, vorwärts war dann gar kein Problem. Und dann kommt dieser dumme Mensch auf die ebenso dumme Idee, das gleich nochmal zu machen - nee, das hatten wir gerade, zu fressen gibt es auch nichts mehr, nicht mit mir: also nochmal 5 Minuten investiert und Leckerlis vor die Nase gehalten und dann war sie wieder drin, und beim dritten Anlauf hat sie wohl resigniert - dann tun wir ihr halt den Gefallen. Na, und damit hatte sie sich dann wieder ihre Weide verdient. Ich hab so ein tolles Pferd!