Weltrettung by horse

Was alles passiert, wenn man unverhofft zu einem Pferd kommt...

24 Juli 2005

Endlich wieder Freiheit !?

Heute gab es den ersten "richtigen" Ausritt, zusammen mit Rauthe und Angela, eine gute Stunde lang, überwiegend Schritt, aber auch ein paar Trabstrecken, und msP war einfach nur genial.
Und dann kam die große Stunde! Nachdem das Kraftfutter heißhungrig verschlungen war, kam nicht etwa der Gang zum Gras, auch in ihre Box führte ich sie nicht, sondern - oh Wunder - auf den Paddock! Und da stand dann mein armes Pferd und wußte nicht so recht, was es davon halten soll. Ein einziger Blick genügte, um ihm zu sagen, daß auf diesem Paddock auch nicht EIN Grashalm wächst! Und dann waren da noch andere Pferde, und es dauerte nicht lange, bis die merkten, daß da ein Neuling angekommen war. Da ging dann erst Mal die Hatz los - besonders Rauka, die bisher Neue, zeigte sich äußerst angriffslustig (endlich darf ich auch mal...), so sehr, daß sich sogar Fauta, die Chefin (Angelas Stute), zum Eingreifen genötigt sah. Aber nicht etwa "laßt doch die Kleine Ruhe", eher "wenn hier einer beißt, dann bin ich das" - und damit Rauka weggedrängt und selbst auf die Kleine los. Dumm ist aber msP nicht, als sie einmal in die Ecke gedrängt werden sollte, befreite sie sich durch eine geschickte Finte. Mein armes, armes Pferd! Was mußte sie um den Paddock flitzen - einmal vor lauter Aufregung in einer Superaufrichtung im Tölt, und ich natürlich die Kamera nicht schußbereit!
Insgesamt gesehen dauerte die ganze Aufregung nicht sonderlich lange, es war deutlich weniger als bei Raukas Ankunft - lag wahrscheinlich daran, daß sie Andvaka doch schon von der Box her kannten, daß sie nicht so total fremd war. Aber in die Herde durfte sie noch nicht, und so stand mein armes Pferd ganz trübsinnig am Eingang und warf mir flehentliche Blicke zu, daß ich sie doch bitte wieder wegholen soll. Aber ganz alleine war sie doch nicht - Rauka (bisher war ich der Außenseiter, und wenn ich sie schon nicht verprügeln darf, dann kann sie wenigstens mein Los teilen) wich ihr nicht von der Seite. Irgendwie erinnerte mich das an Manana - da war die Ausgangssituation ja ähnlich, auch sie war ja vor Andvaka die letzte in der Herde gewesen. Und msP war so beleidigt ob der Situation, daß sie sich gar nicht über diese Anteilnahme freute, sondern immer nur maulte "laß mich in Ruhe, von Dir will ich jetzt auch nichts wissen".
Eine ganze Weile saß ich mit Foto bewaffnet am Paddock und schaute dem Treiben zu, dann fuhr ich schweren Herzens erst Mal heim und überließ mein armes Pferd seinem Schicksal - aber nur, um abends wieder hinzufahren, damit ich dabei bin, wenn sie auf die Weide durften. MsP stand immer noch weit im Abseits, kannte ja auch den Ablauf noch nicht, zeigte sich also zunächst noch uninteressiert, als alle langsam in Richtung Weide zogen. Aber wie ich schon sagte, dumm ist sie ja nicht, plötzlich schien ihr zu dämmern, daß da durchaus wichtige Änderungen bevorstanden und zielstrebig bewegt sie sich auch zu den anderen, dann wurde der Zaun geöffnet, aus dem langsamen Ziehen wurde ein wilder Galopp, und als Rot versuchte, sie noch am Weideeingang abzudrängen, brachte sie wieder eine Finte ins Spiel und kam so noch VOR Rot auf die Weide. Auch dort durfte sie sich natürlich nicht unter die anderen mischen (und damit an der Seite grasen, wo das Gras noch etwas höher war), aber wenigstens gab es überhaupt Gras und ich glaube, damit konnte sie sich mit ihrem Schicksal besser abfinden. Jedenfalls kam sie nicht etwa gelaufen, als ich den Paddock dann abäppelte, um mir zu helfen und mich zu überreden, sie doch wieder mit in die Box zu nehmen, sondern fraß ungerührt in ihrem Abseits weiter, total ausgehungert, wie sie war. Ach, meinen armes Pferd - SISS!!!

23 Juli 2005

Erster Ausritt und Einstand

Der Donnerstag war wegen Wurmkur reitfrei. Am Freitag war das Temperament entsprechend angestaut - msP zog mich förmlich zum Platz, mit solcher Vehemenz, daß ich erst mal vom Reiten absah, sondern zunächst ein paar Runden "Bodenarbeit" einschob. Fand sie ausgesprochen doof, fügte sich dann aber ins unvermeidliche und zeigte sich dann beim Reiten äußerst kooperativ (alles besser als nochmal sowas provozieren - oder wie?). Ach - SISS!!!!!!!!!!
Am Samstag waren wir gerade am Platz zugange, als sich zwei andere, Angela und Rauthe, für einen Ausritt vorbereiteten. Da wurde ich ganz kühn und fragte, ob sie bereit seien, vor ihrem eigentlich Ritt einmal die Runde ums Karree mit mir zu machen. Dazu erklärte sich Angela, bereit, und so zogen wir erstmals los. Gut zwei Drittel der Strecke (die insgesamt so ca 15-20 Minuten in Anspruch nahm) marschierte msP, wie man es von ihr gewohnt ist, stramm, vergnügt, durchaus bereit, die Welt zu retten. Und plötzlich weigerte sie sich, weiterzugehen, buckelte, stieg, wollte losrennen, was sag ich, losrasen - ich verstand die Welt nicht mehr so ganz und sah mich diverse Male schon Bodenkontakt aufnehmen. Dann kehrte wieder weitgehend Ruhe ein, und dann sah ich auch des Rätsels Lösung: eine Bremse hatte sich direkt neben ihrem Auge festgesetzt. Gnadenlos hab ich dieses Untier gekillt und damit einen breiten Blutstreifen auf A's hübschem Gesicht hinterlassen.
Nach diesem aufregenden Ausritt sind wir dann nochmal auf den Platz, 20 Minuten wären zum Trainingsaufbau doch etwas wenig gewesen, und diesmal waren wir nicht allein, Uki machte mit ihrem Laukur Bodenarbeit. Die Kleine war so zufrieden mit sich und der Welt, daß ihr das gar nichts ausmachte und sie richtig gut mitarbeitete. Ach - SISS!!!!!!!!!
Der Samstag klang dann damit aus, daß Michaela (für Rauka) und ich unseren Einstand gaben, Salate gab's, und Buletten und es war eine richtig gute Stimmung, hat viel Spaß gemacht.

17 Juli 2005

Es geht aufwärts

Gestern hatte ich Entzugserscheinungen, die nur durch ein wirklich nettes Klassentreffen in der alten Heimat Coburg gemildert wurden. Und heute bin ich dann gleich früh von dort losgedüst und war dann gegen halb zwei bei msP. Ich glaube, sie hat sich gefreut. In letzter Zeit gönnt sie mir immer so einen Hauch von Wiehern, so ein ganz leises, man sieht's mehr an den Nüstern als daß man es hört. Es ist sooo süüüßßßß!
Apropos Wiehern. Bei unserer ersten "Bodenarbeit" hat sie gewiehert wie ein Weltmeister, ich weiß nicht, wem sie zeigen wollte, wie toll sie ist, es ging aber vermehrt in Richtung Wallach-Paddock. Fiel mir richtig schwer, sie da daran hindern zu wollen (weil: bei Bodenarbeit oder reiten ist Wiehern ein Zeichen von Unaufmerksamkeit und mangelnder Konzentration).
Nun aber zurück zu heute: Also erst mal geputzt, ganz normal, und dann!!! Dann hab ich den Sattel geholt und mein Pferd - mein süüüßßßßes Pferd - hat auf einmal ganz spitze Öhrchen gekriegt und mir freudestrahlend die ganze Breitseite entgegengestreckt, damit ich den Sattel nur ja nirgends anders hinlege. Der Gipfel war aber die Trense! Probleme hatten wir da ja nie, ab und zu mal war etwas Überzeugungsarbeit vonnöten, aber zumeist wurde das Gebiß gnädigst akzeptiert. Nicht so heute! Heute war ich noch dabei, es richtig zu sortieren und bereitzuhalten, da machte es "SCHNAPP" und msP kaute vergnügt darauf herum. Sowas hab ich noch nie erlebt! War das Versehen? Zufall? Oder doch einfach nur Begeisterung und Vorfreude?
Jedenfalls ist sie dann auch forschen Schrittes mit zum Platz gegangen, ohne dem Gras davor auch nur einen Blick zu schenken, beim Aufsteigen stand sie wie eine Eins - danach wurde es dann etwas (ETWAS!) problematischer. Weil, da wollte sie eigentlich ENDLICH loslaufen, und überhaupt ist Schritt doof!
Mein Sohn hatte mich am Freitag noch angerufen, um mir mitzuteilen, daß seine Chefin (auch Pferdebesitzerin) meinte, ich solle darauf gefaßt sein, daß das Pferd jetzt schreckhafter sei als gewohnt, weil erschrecken ja weglaufen können bedeutet. Ich hab das msP nicht erzählt, aber sie wußte es auch so - als wir das erste Mal die lange Seite beendet hatten und gegenüber hinter dem Winterstall mein Auto (in der Sonne glänzend [bei dem Dreck???]) auftauchte, war die Gelegenheit da. Kurzer Stop und blitzschnell nach links abgedreht - und Frauchen hing oben wie ein Schluck Wasser in der Kurve (ich glaube, die Chefin meinte JEDERZEIT gefaßt?). Und msP? Nutzt es die Gelegenheit, wo nur ein kleiner Kick genügt, um die ersehnte Freiheit zu erlangen? Mitnichten! Es bleibt etwas verdutzt stehen, fragt mich, ob ich in der kurzen Zeit das Reiten verlernt habe und erklärt sich dann bereit, fürderhin von solchen Eskapaden Abstand zu nehmen.
Eine gute halbe Stunde haben wir dann - im Schritt - unsere Runden gedreht, zur Belohnung gab es zwei lange Seiten im Trab, und ich wurde das Gefühl nicht los, daß - trotz Schritt - mein Pferd einen Heidenspaß daran hatte. Und dann gab es auch noch ENDLICH mal wieder Kraftfutter - ich glaube, mein Pferd hatte heute einen schönen Tag.

15 Juli 2005

Endlich!

Ich habe gute Nachrichten zu verkünden! Wir waren heute nochmal zur Nachuntersuchung in der Klinik, die Schwellung ist so gut wie weg, sie lahmt nicht mehr, ab sofort darf ich sie (im Schritt) reiten und theoretisch dürfte sie auch sofort mit auf den Paddock (auf meine Frage nach der Gefahr der Keilerei: irgendwann muß sie da durch), da ist nur das Ernährungsproblem. Auf dem Paddock, tagsüber, gibt es in Fritzdorf ja nur Stroh, und das war für die Kleine in der Box bisher verboten. Und deshalb sind jetzt doch noch 10 Tage Boxenhaft angesagt, mit täglich zu steigernder Strohbeigabe, damit sie sich und ihre Verdauung daran gewöhnt, und dann....
Auf den Hänger ist sie heute übrigens in Fritzdorf so anstandslos wie noch nie, in Adendorf hat sie wieder etwas gezickt, aber schließlich war der (gefüllte) Futtereimer doch das überzeugende Argument.
Trotz des "ab sofort" habe ich aber heute standhaft auf das Reiten verzichtet - Klinikbesuch war Aufregung genug, denke ich mal.

14 Juli 2005

Philosophische Betrachtungen beim Abäppeln


als ich heute so meine Bahnen über die Paddocks zog, ließ mich der Gedanke nicht mehr los, daß das ja gar keine so stupide Arbeit ist, sondern förmlich zu philosophischen Betrachtungen auffordert.
Zum Beispiel uns' Annette, die eifrigste Äpplerin in unseren Reihen. Haben wir sie nicht anfangs milde belächelt? Zu Unrecht! Sie konnte nur - um mit Mozarts Zauberflöte zu sprechen - der Götter Freuden früher fühlen als wir.
Ihr ist auch schon die Fähigkeit gegeben, die Marschrichtung des äppelnden Pferdes zu bestimmen - daran arbeite ich noch. Oder liegt das an den Pferden? Sind Rösser in Berlin mehr in Bewegung als in Fritzdorf? Dort liegen entweder zusammengeballte Haufen, die auf wenig bis gar keine (Vorwärts-)Bewegung schließen lassen, oder weit verstreute Einzeläpfel ohne erkennbare Zielrichtung, eher kommt man da auf ein gewisses zerstörerisches Potential. Fragen über Fragen. Ich bin gespannt auf Barbaras Erkenntnisse (sind von einem deutschen Pferd in Frankreich abgeworfene Äpfel eigentlich deutsche oder französische?)
Erstaunlich die Lage der Äpfel an sich! Warum sind sie nur vermehrt in der Nähe des Zugangs zur Nachtweide zu finden? Warum ändert sich die Lage, wenn sich der Zugang ändert? Woher wissen die Äpfel das?
Was Annette noch nicht erwähnt hat (will sie es als Geheimnis wahren?), was mir aber aufgrund ihrer Vorbildung durchaus beachtenswert erscheint, ist die Frage der Alterstruktur der Äpfel. Es ist doch erstaunlich, welch rasantem Alterungsprozeß diese Absonderungen unterworfen sind. Da findet man auf dem Paddock Gebilde, die scheinen schon Tage auf dem Buckel zu haben - obwohl man doch am Vortag penibel gesäubert hat. Andere dagegen bezaubern durch eine erstaunliche Frische...
Warum sind einzelne Haufen von Myriaden kleinster Mücken bevölkert, andere aber fristen ein Dasein in Einsamkeit?
Was will es uns sagen, wenn man auf den Paddock kommt und einem sofort ins Auge springt, daß die Apfelhaufen in Keilform angeordnet sind (in Richtung Nachtweide) - man wird sofort an ziehende Wildgänse erinnert! Haben die Pferde Nils Holgerson gelesen? Kennen sie Konrad Lorenz?
Und dann das Eigenleben der Äpfel! Da gibt es die stoischen, die sich widerstandslos aufgabeln und in die Schubkarre verfrachten lassen, andere wieder kämpfen um ihr Dasein auf dem Paddock, machen Fluchtversuche, sei es im letzten Moment durch einen Sprung von der Karre wieder zur Erde, bevorzugt auf der anderen Seite (die pfiffigen unter ihnen lassen sich dann unter die Karte rollen), oder aber die ganz kecken, die schon vor der Gabel flüchten und sich womöglich über den ganzen Paddock treiben lassen. Aber ein bißchen doof sind sie doch, ich habe nämlich den Trick durchschaut. Man darf sich keinesfalls auf eine Verfolgung einlassen, das ermüdet nur, nein, man muß so tun, als beachte man sie nicht mehr, sie somit in Sicherheit wiegen, wenn man sie dann später nochmal angreift, hat man zumeist den Überraschungseffekt auf seiner Seite und gewonnenes Spiel, Widerstand ist dann kaum mehr zu erwarten. Schwierig wird es nur mit den ganz Schlauen, die sich ein Loch als Zufluchtsort aussuchen, da fährt die Gabel immer drüber weg...
Weitere Stunden bei dieser erbaulichen Tätigkeit werden mir bestimmt noch weitere Geistesblitze eingeben.

13 Juli 2005

Bodenarbeit

Ich habe erstmals "richtige" Bodenarbeit mit msP gemacht habe - naja, Bodenarbeit ist vielleicht schwer übertrieben, aber immerhin. Ich habe mich nämlich entschlossen, den Spaziergang auf den Platz zu verlegen. Ihre Temperamentsausbrüche lassen mich doch befürchten, daß sie sich irgendwann selbständig macht, und das will ich doch lieber nicht riskieren. Ich fürchtete schon, daß endlose Runden immer im Karree für uns beide todlangweilig würden, aber zumindest ich habe es dann gar nicht so empfunden. Links herum ging es von Anfang an ganz gut, ich hatte zumeist einen halben Meter Abstand und es ging meist zügig voran (bis auf die Momente, wo sie meinte, es sei wieder an der Zeit zu grasen, und dann - da ja Sandplatz - ersatzweise Sand fraß). An rechts herum müssen wir noch schwer arbeiten, irgendwie sieht sie das gar nicht ein, daß man auch die andere Richtung Benehmen zeigen soll. Da drängelt sie, klebt an mir dran, und so kommt's, daß rechts herum meist zu einem sehr kleinen Zirkel degeneriert. Mit dem Knotenhalfter gab es ja auch einen ca
3m langen Führstrick, da hab ich dann mal versucht, ihre Zirkelrennerei in Longenarbeit auszudehnen, aber das machte sie ganz nervös und gab gleich eine Buckelei mit Steig-Einlage. Immerhin haben wir es zum Ende hin geschafft, eine ganze lange Seite halbwegs gesittet zu bewältigen, ich empfand das schon als Erfolgserlebnis.

Und um das Ganze etwas abwechslungsreicher zu gestalten, kam auch eine Neuerwerbung zum Einsatz, die ich bisher zu erwähnen vergaß. Bei den Einkäufen mit Muttern in Coburg liefen mir nämlich beim REAL Schwimmschlangen über den Weg, also diese Schaumstoffrollen, die mich sofort an die Sundlaug erinnert haben. Und eingedenk der Tatsache, daß ein paar Geitner-Stangen beim Krämer 99 Euro kosten, habe ich 5 dieser Schlangen für insgesamt 20 Euro erstanden. Und siehe da, es funktionierte ganz gut - sie hat zumindest sofort erkannt, daß man da drübersteigen kann, und als ich erst mal die Entfernung halbwegs passend gelegt habe, klappte das auch ganz gut. Die Dinger sind natürlich verdammt leicht und verrutschen bei der
geringsten Berührung, aber es gibt Schlimmeres. Nach dem ersten halbwegs gelungenen Versuch gab es ein Leckerli zur Belohnung, was dazu führte, daß sie nach jedem Überqueren erstmal stehen blieb und mich auffordernd ansah... Und natürlich war die ganze Versuchsreihe nur links herum möglich :-))

11 Juli 2005

Fortschritte

Am 06.Juli war nochmals Tierklinik angesagt, zur Kontrolle. Vortraben sollte sie, welche Zumutung, man ist schließlich Isländer, da TÖLTET man vor! Was den Arzt zu der Bemerkung hinriß, viel Tölt habe sie ja, aber beim Trab könne er einfach mehr sehen. Und es folgte die Erlösung: am Wochenende kann der Verband runter, und ab Montag kann ich mit spazieren gehen beginnen, aber einen Spezialbeschlag solle sie bekommen, Eisen mit verlängerten Schenkeln. Leider war an eben jenem Wochenende ein Besuch in der alten Heimat angesagt, so daß ich ein paar Tage nicht zu meinem Pferd konnte und die große Stunde nicht miterleben konnte, als der Verband abgenommen wurde.

Der Verband war also ab, die Schwellung ist immer noch da, aber ich bilde mir ein, nicht mehr so stark. Dafür erscheint mir das ganze Bein (bzw der Fuß, bis zum Sprunggelenk) dünn wie ein Streichhölzlein. Ob sie mich vermißt hat, hat sie mir nicht verraten, aber als ich ihr die Füße abspritzte (man muß diesen Luxus ja ausnutzen), hielt sie still wie noch nie zuvor, sonst findet sie es hinten immer ganz entsetzlich, am Sonntag stand sie wie eine Statue. Wie darf ich das interpretieren?

Und dann war endlich der große Tag, an dem ich sie erstmals etwas spazieren führen durfte. Ach, war das aufregend! Erst ganz in die Nähe der Wallache, die alle äußerst interessiert herüberschauten, an einem großen, langen Holzstoß vorbei, dann kam eine Reihe Obstbäume und dahinter tauchte, oh Schrecken, eine Scheune auf, mit Heuballen davor, die auch noch mit einer Plane abgedeckt waren - man sah msP die Überlegung an, was Vorrang hatte: scheuen - oder lieber eine Maulvoll Gras? Ratet mal...

Dann also den Weg noch etwas weiter, bis zur ersten Abzweigung, dort nach rechts (jetzt also parallel zum Hof, der aber durch besagte Obstbäume verdeckt war) und msP wurde immer nervöser von wegen "wo führst Du mich denn hin? Ich will nicht schon wieder auswandern!" und dann nochmal nach rechts und auf die Stutenweide zu, jetzt glotzten auf einmal lauter Mädels, auch aufregend, Grund genug zu drängeln wie es sich einem wohlerzogenen Pferd
überhaupt nicht geziemt - ich glaube, wir müssen noch viel lernen! Und dann waren wir endlich wieder vor dem Reitplatz und durften dort grasen und die Welt war wieder in Ordnung.

Aber statt daß dann der gewohnte Futtereimer kam, ging es einfach so wieder in die Box - der Zweibeiner ging aber nicht, sondern lungerte dauernd herum, man wußte wirklich nicht, was man davon halten sollte (sagt einem ja auch keiner, daß man auf den Schmied wartet). Dann wieder raus aus der Box, wieder Füße abspritzen (mit dem üblichen Gehampel, heute war es hinten wieder entsetzlich), dann zum Glück wieder ins Gras zum Fressen. Irgendwann wurde der Zweibeiner unruhig und begann, auf dieses komische kleine schwarze Ding einzureden - sprich, ich rief den Schmied an, wo er denn bliebe und erfuhr, es steckte im Stau und es dauert noch etwas. Das bewog mich zu einem weiteren Spaziergang, diesmal in Gegenrichtung. Ob es eine gute Idee war? An den Stuten vorbei und den ersten Weg links ging ja noch, aber beim zweiten Linksabbiegen passierte es dann - plötzlich sprang mein Pferd mit allen Anzeichen des Entsetzens zur Seite, stieg, versuchte abzuhauen. Der Versuch, es zu beruhigen, führte eigentlich nur dazu, daß sie wie bekloppt um mich herumraste, sozusagen mit dem Führstrick als Longe - pädagogisch äußerst fragwürdig habe ich den Versuch, den Weg Richtung Wallache weiterzugehen, abgebrochen und kehrtgemacht, das ging dann mehr schlecht als recht. Und ich
bin mir bis jetzt nicht sicher, was eigentlich los war. War es nur die Befürchtung, zu weit vom neuen Zuhause weggeführt zu werden, war es der Traktor auf dem Nachbarfeld (glaube ich eigentlich nicht, Traktoren haben sie noch nie gestört, und wir haben uns im Moment des Vorfalls von dem abgewandt)? Ich vermute, es war besagte Scheune, die - noch in einiger
Entfernung - bedrohlich herüberstarrte. Wie oder was auch immer, ich werde ein Gefühl des Versagens nicht los.

Ja, und dann kam also endlich auch noch der Schmied - ein aufregender Tag! Zu allem Übel war sie auch noch angebunden - sonst konnte sie sich ja immer auf mich lehnen und mich zum Nachgeben zwingen, wenn es ganz unerträglich wurde. Das klappte nun nicht mehr, wie sie auch dreibeinig rumhopste, die Stange gab einfach nicht nach. Gemeinheit! Aber auch msP kann auf zwei Beinen stehen! Hinten beschlagen werden und vorne scharren: gar kein Problem!

Ja, und dann war auch das endlich überstanden und dann gab es auch endlich den ersehnten Futtereimer und die Welt war soweit wieder in Ordnung .

04 Juli 2005

Handwerkliches Geschick


Also, Ihr kennt ja nun mittlerweile die Box von der Kleinen, und auch die
Beschaffenheit der Boxentür, mit den Querstreben. Und daß sie bei ihrer
Hampelei da gern mal einen Fuß durchsteckt, hab ich bestimmt auch schon erwähnt. Jedesmal bleibt mir dabei das Herz stehen, weil ich mir immer vorstelle, daß sie zu hastig zurückzieht, sich verkantet und dann....

Es muß also Abhilfe her, deshalb habe ich gestern die Stunde, die ich mir so spontan gegönnt habe (durch gehen um 3 statt um 4), für einen Besuch bei Obi genutzt. Eine Gummimatte schwebte mir vor, aber wozu sollte ein Baumarkt Gummimatten führen? Als Notlösung akzeptierte ich dann zwei der Billig-Isomatten aus Schaumstoff, etwas Draht dazu, ein paar hoffentlich zweckmäßige Zangen, Isolierband, und auf ging's nach Fritzdorf, wo ich schon
sehnsüchtigst von einem total ausgehungerten Pferd (siss!!!) erwartet wurde.

Meine Aktivitäten begannen also mit dem Üblichen: Futter vorbereiten, Pferd aus der Box holen, Box abäppeln, Heu reinbringen, Pferd putzen... Dann guckte sie schon etwas pikiert, weil ich sie nicht, wie üblich, zum Grasen brachte, sondern mich mit allem möglichen merkwürdigen Gerät auf den Weg zu ihrer Box machte.

Mir wurde ziemlich schnell klar, daß die Idee mit den Isomatten nicht die Beste war (eigentlich schon bei Obi). Ich konnte zwar den Draht recht einfach durchstechen, aber dafür riß die Matte dann auch gleich an diesen Stellen. Trotzdem gelang es mir, die erste Matte mehr schlecht als recht an der Tür zu befestigen, ohne die Vorstellung verdrängen zu können, daß es maximal eine halbe Stunde dauern würde, bis die Kleine die Matte abgefressen hätte. Zu meinem Glück kamen gerade die Rollmänner vorbei, und Vater Rollmann konnte das Elend gar nicht mit anschauen. Er sah die Notwendigkeit ein, daß die Kleine daran gehindert werden mußte, sich die Haxen zu brechen, und erkannte glasklar, daß mein Versuch von vornherein zum Scheitern
verurteilt war. Also zog er los und kam mit drei großen Brettern wieder, die er dann auch gleich an der Tür befestigte - immerhin mit dem von mir erstandenen Draht, da waren die Einkäufe doch nicht ganz umsonst. Jetzt sind also die unteren zwei Zwischenräume durch Bretter abgedeckt und die Kleine sollte da keinen Fuß mehr durchstecken können (wie das klingt, wenn sie frustriert stattdessen gegen die Bretter hämmert, möchte ich mir lieber nicht vorstellen).

Endlich konnte ich mich wieder um mein armes, vernachlässigtes Pferd kümmern - was dazu führte, daß ich mir richtig schlecht und gemein vorkam. Ich holte sie also vom Putzplatz (gleich neben der Box, aber ums Eck rum, sozusagen an der Seitenwand der Box), wollte mit ihr in Richtung Gras, doch.... mein Pferd zuckte zusammen, erstarrte und blickte mit schreckgeweiteten Augen auf ihre Box. Was war das??? Das sollte ihre Box sein??? Nie und nimmer, das Ding war fremd und gefährlich!!!! Andererseits - neugierig war man schon
auch, also Giraffenhals gemacht, sich ganz vorsichtig den Brettern angenähert und Frauchen fast umgerannt, als man vorsichtshalber dann doch einen Satz zur Seite machte.

Zum Glück mußte man sich die nächste halbe Stunde nicht mit diesen Gefahren auseinandersetzen, sondern konnte gierig wie schon lange nicht mehr Gras in sich hinein mampfen. Aber irgendwann hat die schönste halbe Stunde ein Ende, und nun zeigte sich wieder die ganze Infamie dieser Zweibeiner. Ich hab sie ja bisher immer IN ihrer Box gefüttert, und dazu ihren Eimer an die zweite Sprosse ihrer Tür eingehängt. Das geht ja nun nicht mehr, von wegen Brettern davor. Also hab ich den Eimer genommen und ihn AUßEN an die Tür gehängt. Was soll man denn davon nun halten. Man hatte eindeutig gezeigt, was man von diesem Konstrukt hält, und nun hängt da der sehnlichst erwartete Eimer. Also wieder Giraffenhals, blitzschnell ein Möhrchen aus dem Eimer geholt und gleich einen Schritt zurück, bloß diesem gefährlichen Ding nicht zu nahe kommen! Aber während sie das Möhrchen kaute, konnte man sehen, wie ihre grauen Zellen rotierten. Auf diese Weise weiterfressen? Da frißt man sich ja
hungrig und kann gar nicht richtig genießen. Also doch mal sehen, ob man seinem Menschen vertrauen kann und so tun als wäre nichts. Damit war das Problem erledigt und meine Sorge, was wohl würde, wenn ich sie dann IN die Box bringen wollte, gänzlich unbegründet, von innen schien es ihr jedenfalls nicht mehr gefährlich, sie erkannte vielmehr den Vorteil, daß ihr Salzleckstein sich jetzt nicht mehr freischwebend ihren Leckversuchen entzog, sondern, gehalten durch das Brett, viel besser zu bearbeiten ist.

Und dann wollte ich nur fragen, ob Ihr auch schon mal nach einem Regen versucht habt,
abzuäppeln und wie Eure Erfahrungswerte damit sind. ICH habe jedenfalls festgestellt, daß man a) die Äppel auf einem Matschpaddock nicht sieht, b) die Schubkarre durch mit aufgeladenen Matsch verdammt schwer wird, c) der Reifen sich im Matsch kaum noch drehen kann, d) man selbst im Matsch ganz schön ins Schlingern kommt und e)das ganze Äppeln nicht wirklich Spaß macht und man es lieber läßt.